Rheinlandtaler für Eckhard Kleinlützum

19.06.2024
von links: Dieter Schax (Reha-Verein), Karin Schmitt-Promny (LVR), Ulli Hambuch, Eckhard Kleinlützum, Felix Heinrichs (OB Stadt MG), Silvia Schöller (Aufsichtsrat RV) Foto: Uwe Weiser

Für sein umfassendes und langjähriges Wirken für psychisch erkrankte Menschen wurde Eckhard Kleinlützum, der frühere Geschäftsführer des Reha-Vereins, jetzt mit dem Rheinlandtaler des LVR in der Kategorie „Gesellschaft“ geehrt.
Die Feierstunde fand im Museum Abteiberg statt und wurde umrahmt von Darbietungen des Chors „Komm-und-sing“, einem inklusiven Projekt, das seinen Ursprung in der LVR-Klinik hatte, wo auch Eckhard Kleinlützum seine berufliche Tätigkeit in der Sozialpsychiatrie begann, die er während mehrerer Praktika während seines Studiums der Sozialen Arbeit kennengelernt hatte (ursprünglich hatte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert).

In den verschiedenen Reden wurde das umfassende und innovative Wirken von Eckhard Kleinlützum deutlich, mit dem er seiner Zeit meist weit voraus war:
Der Gedanke, Alltagsleben und Umfeld der Patientinnen und Patienten in den Blick zu nehmen und die Sozialarbeit in die Gemeinde zu tragen, um Lebensqualität und Teilhabe an der Gesellschaft zu verbessern, anstatt im rein klinischen Umfeld der Patientenversorgung zu verharren, war für ihn immer handlungsleitend.
Als Geschäftsführer des Reha-Vereins initiierte er den Aufbau mulitprofessioneller  arbeitsbereichsübergreifender Teams in Mönchengladbach und Rheydt: Betreutes Wohnen, Kontakt- und Beratungsstelle, Tagesstätte, Integrationsfachdienst und Pflegedienst. Die Einrichtung niedrigschwelliger Kontakt- und Beratungsstellen, damals in Rheydt auf der Brucknerallee und später in Mönchengladbach auf der Steinmetzstraße, war dabei ein wichtiger Ankerpunkt, sie wurden als Sozialpsychiatrische Zentren seit 1987/88 als erste vom LVR gefördert.
Unter dem Motto „Die Schwächsten zuerst – mit den Schwächsten beginnen“ (im Sinne Klaus Dörners) wurde 1995 das Alexander-Veltin-Haus eröffnet, eine Wohneinrichtung für schwer psychisch erkrankte Menschen, in die ehemalige Langzeit-Klinikbewohner einzogen.
In seinem Wirken ging es Eckhard Kleinlützum stets um bereichs- und gesetzbuchübergreifende Zusammenarbeit, ein Beispiel dafür ist die Einrichtung eines Pflegedienstes für psychisch kranke Menschen 1995. Auch die Fragen von Arbeit und Beschäftigung für psychisch kranke Menschen waren für ihn stets wichtig, so wurde damals in Rheydt die erste Tagesstätte im Rheinland eingerichtet. Aber auch über die Beschäftigung in einem geschützten Raum hinaus gingen seine Impulse, hin zur Eingliederung auf den „Ersten“ Arbeitsmarkt, mit der begleitenden Beratung für Beschäftigte und Unternehmen durch den Psychosozialen Dienst (PSD), später Integrationsfachdienst (IFD).

In einer berührenden Rede, die das Ehepaar gemeinsam verfasst hatte, schilderte seine Frau Ulli Hambuch das, was Eckhard Kleinlützum gerne selbst gesagt hätte, was ihm aber sein "unerbittlicher Freund Parkinson" nicht mehr gestattete. In seinem Namen erzählte sie von seiner Herkunft und Prägung in einem politisch und christlich orientierten Elternhaus, dem Weg in die Sozialpsychiatrie, der während seines Ersatzdienstes in der Stiftung Hephata seinen ersten Impuls erhielt und über wichtige Menschen und Stationen in seinem beruflichen und politischen Leben. Trotz seiner Erkrankung, die 1990 diagnostiziert wurde, blieb er bis zu seiner Berentung dem Reha-Verein und der LVR-Klinik treu, ist auch weiterhin Mitglied des Aufsichtsrates im Reha-Verein. In seinem Namen bedankte sie sich bei allen Weggefährten, Freunden und Familienmitgliedern: "Sie lassen mich nicht nur dabei sein, sondern geben mir immer wieder das Gefühl, dass ich trotz meines Andersseins Teil des Ganzen geblieben bin."

Eine der Gründerinnen des Reha-Vereins, Mechthild Kappetein, die auch zur Feier gekommen war, erinnert sich: „Auf einen Punkt bin ich aber wirklich stolz: Ich habe damals eine Entdeckung gemacht. Und zwar kam Eckhard Kleinlützum zu uns. Er war damals Student der Sozialarbeit an der Fachhochschule und machte bei uns ein Praktikum. Und da habe ich gesagt: „Den müssen wir uns warmhalten, der macht bald Examen“, und das ist gelungen, lieber Eckhard. Und wie wir sehen, gerade eben auch durch deinen Einsatz und den aller anderen, die dann dazukamen und dich unterstützt haben: Es ist etwas Großes draus geworden. Ich bin also voll Ehrfurcht und schaue auf das, was bis heute geleistet wurde.“

Die Verleihung des Rheinlandtalers an Eckhard Kleinlützum hatte ein Freund und Weggefährte, Martin Kresse vorgeschlagen.

Alle Fotos: Uwe Weiser, LVR