50 Jahre Reha-Verein
Zehn Standorte, 270 Mitarbeiter und rund 1 000 Nutzer
Petra Käding - Extra-Tipp 02. Juni 2023
1973 durch die heutige LVR-Klinik Mönchengladbach gegründet, feiert der Verein für die Rehabilitation psychisch Kranker, kurz: Reha-Verein, in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Zehn Standorte, 270 Mitarbeiter und rund 1 000 Nutzer (= Kunden) verzeichnet der Reha-Verein heute. Echte Hausnummern – und doch fühlt es sich familiär, ja fast ein bisschen wie Nach-Hause-kommen an, als der Extra-Tipp das Team und zwei Nutzer in der Thüringer Straße 12 in Eicken trifft.
Im November 2021 fand sich Andreas M. in der LVR-Klinik wieder. Depressionen hatte er immer mal, auch schwere Phasen, dann war alles zu viel geworden. „Die Arbeit war ein Faktor“, erzählt der studierte 41-Jährige, seit gut einem Jahr Nutzer im Reha-Verein und seitdem kontinuierlich auf gutem Wege. Er hat eine eigene Wohnung, einen Bezugsbetreuer, der ihn unterstützt, und ... Arbeit! Er produziert Social-Media-Content innerhalb der Reha-Verein-Gruppe „L;ve völlig normal“, die Aufklärungsarbeitet leistet. Dass ihm ausgerechnet die Arbeit hilft, überrascht, aber, wie er erklärt: „Ich will ja arbeiten, kreativ sein – nur nicht unter diesem ständigen Druck!“ Genau diese Erfahrung kann er hier machen: Arbeit, Aufgaben, eine Tagesstruktur – und das in einem geschützten Raum, in dem er auch Schwächen zeigen kann. Denn seine „Chefin“ bei L;ve völlig normal ist das Gegenteil von „bossy“. Denise Brenneis, gelernte Mediengestalterin und Gründerin der Gruppe, ist Genesungsbegleiterin, das heißt, sie war selbst einmal Nutzerin im Reha-Verein und ist „Expertin aus eigener Erfahrung“, wie Dieter Schax, Vorstandsvorsitzender des Reha-Vereins, ihre Arbeit wertschätzend beschreibt.
Auch Nutzerin Linda G. fühlt sich hier aufgehoben. Die 29-Jährige ist seit 2018 im Reha-Verein, war schon mehrfach in der Klinik – mit Depression, Angst- und Esstörung. „Der Reha-Verein ist besser als alle Kliniken“, hat sie für sich festgestellt. „Nach einem Klinikaufenthalt bin ich immer in ein Loch gefallen. Hier gehe ich nach der Tagesstruktur nach Hause und weiß, morgen gehe ich wieder hin, da sind Leute, die warten auf mich, ich werde gebraucht, habe soziale Kontakte.“
Aufgehoben soll sich jeder vom ersten Moment an fühlen. Der Kontakt zum Quartier, der durch die verschiedenen Standorte möglich sei, spiele dabei eine wichtige Rolle, wie Sascha Schallenburger, Bereichsleitung Tagesstruktur, erklärt. Das gelte auch für Erstkontakte. „Wenn jemand zu uns kommt, sagen wir nicht ‚wir haben eine Warteliste‘, denn das hilft ja nicht. Wir machen sofort ein Angebot.“
Ohne die Kliniken geht es natürlich nicht. „Die medizinische Versorgung und die Alltagsbegleitung müssen Hand in Hand gehen“, erklärt Schallenburger, und ist sich mit Schax und Brenneis einig, wie gut es bei ihnen in Mönchengladbach mit der Zusammenarbeit mit dem „Mutterhaus“, der LVR-Klinik, klappt.